High Functioning Anxiety & Functional Freeze


Habt ihr schonmal von dem Begriff "Functional Freeze" oder "High Functioning Anxiety" gehört ? Bis vor kurzem war mir das gar nicht so richtig bewusst, dass diese Begrifflichkeit mit der dahinterstehenden Bedeutung existiert. Dennoch ist es ein relativ verbreiteter Zustand, in dem tatsächlich so einige Menschen heutzutage stecken. Und rückblickend betrachtet, kann ich so einige Merkmale tatsächlich in der Vergangenheit auch auf mich selbst projizieren. Ganz klassisch kann man das damit beschreiben, dass wir Menschen aktiv sind, wir "funktionieren". Und das obwohl man eigentlich bereits merkt, dass sich eine entsprechende Erschöpfung anbahnt oder im schlimmsten Fall bereits schon eingetroffen ist. Es fehlt am nötigen Körpergefühl um Grenzen zu setzen und zu spüren, wenn sie erreicht wurden. 


Nicht selten, ist man mit ganz alltäglichen Dingen überfordert. Und das obwohl man nach außen hin, für andere, vielleicht völlig selbstsicher und souverän erscheint. Laut Psychologen gibt es drei verschiedene Reaktionsmöglichkeiten die unser Organismus an den Tag legt, wenn wir gestresst und/oder Angst haben. Die Reaktionsmöglichkeiten sind: Fight, Flight und Freeze. Bei Fight (Kampf) geht unser Körper in die Konfrontation. Bei Flight (Flucht) treten wir die Flucht aus einer Situation an und im Modus Freeze (Einfrieren) erstarren wir wortwörtlich, sind aber dennoch weiterhin aufmerksam gegenüber der entsprechenden Gefahr die uns gerade stresst. 



High Functioning Anxiety

Gerade Personen die unter "High Functioning Anxiety" (einer hochfunktionalen Angststörung) leiden, verbleiben oft im Freeze Zustand. Diesen Zustand merkt man den betroffenen Personen von außen in den aller meisten Fällen überhaupt nicht an. Man sieht nicht wie gestresst und/oder überfordert die Personen gerade oder im Allgemeinen sind, denn sie funktionieren ganz normal weiter und wirken nicht selten auch normal, gut gelaunt und erfüllen regulär die Erwartungen ihres Umfelds. Äußerlich ist also alles ganz gewöhnlich,  man geht zur Arbeit, macht die Wäsche, kocht Abendessen, trifft sich mit Freunden und nimmt normal am Alltag teil. Wenn man bei diesen alltäglichen Aufgaben allerdings (nahezu) immer Stress und teilweise sogar Angst empfindet, ist die wahrscheinlich, dass man an High Functioning Anxiety leidet gar nicht so gering. Dies kann und sollte man allerdings nicht für sich selbst diagnostizieren, das ist immer noch die Aufgabe der Profis. 


Eine gute Sache ist, dass psychische Krankheiten in den letzten Jahren, Jahrzehnten, immer mehr Aufmerksamkeit erlangen. Gerade die hochfunktionale Angststörung bekommt zu Letzt immer mehr Anerkennung. Und gerade weil betroffene Personen dieser Angststörung das meiste mit sich selbst im Inneren verhandeln und nach außen hin kaum Anzeichen erkennbar sind, bleibt sie oft unerkannt. Doch trotz der zunehmenden Anerkennung, ist sie nicht offiziell als psychische Erkrankung anerkannt, sondern gilt viel mehr eher als eine inoffizielle Unterform der bekannten Angststörung. Es handelt sich hier um eine spezielle Form, die im Gegensatz zu "klassischen" Panikattacken, eine unsichtbare Form von mentalem Angstzustand ist. Das wiederrum bedeutet aber nicht, dass nicht zusätzlich auch hin und wieder richtige Panikattacken Teil davon sein können. Was es aber bedeutet ist, dass die Betroffenen überwiegend in der Lage sind all ihre täglichen Aufgaben und Ansprüche zu erfüllen. Egal ob es um Termine, Arbeit oder Treffen mit Freunden & Co geht. Der Grund dafür ist höchstwahrscheinlich einfacher Natur, nämlich dass sich Betroffene ihre Erschöpfung nicht eingestehen können und/oder wollen. Denn im Inneren spielt sich ein ganz anderes Bild ab als das, was man von außen sehen kann. Betroffene leiden oft unter der Angst Fehler zu machen, haben unrealistische Erwartungen an sich selbst und oft Schwierigkeiten nein zu sagen, wenn einem alles über den Kopf wächst. Somit wird einfach weiter und weiter gemacht, der reguläre Alltag am Laufen gehalten und Sorgen und Erschöpfung wird hinten angestellt und ignoriert, damit die eigenen Gefühle dem Alltag nicht in die Quere kommen. 


Was konkret eine High Functioning Anxiety auslöst, kann man pauschal nicht sagen. Wie bei jeder einzelnen Form von Angst, gibt es diverse mögliche Faktoren die das Auftreten verursachen können. Die Ursachen können sowohl genetisch bedingt sein, als auch durch Umwelt- und Alltagsfaktoren beeinflusst werden. Es wurde von einer Mitarbeiterin der Rose Hill Initiative, die sich mit der psychischen Gesundheit von Erwachsenen befasst, übrigens festgestellt, dass grundlegend viele auftretende Eigenschaften der High Functioning Anxiety von der Gesellschaft als positiv angesehen werden. Was auch ein Grund dafür ist, dass diese Krankheit oft nicht gesehen und erkannt wird. Darunter zB Pünktlichkeit, Organisationsfähigkeit, Kontaktfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Detailorientierung, Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft. Somit werden die Symptome dieser Krankheit oftmals auch als Resultat einer guten Persönlichkeit betrachtet und nicht als Ergebnis von einer durch Angst getriebenen Handlungsweise.


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Functional Freeze

Hinter dem Ausdruck Functional Freeze steht meistens ein starker Druck dahinter "normal" zu sein, mitzulaufen und nicht aufzufallen. Kurz um: einfach zu funktionieren, so wie es die Gesellschaft von einem erwartet. Man schafft es (vielleicht) gerade so noch den Alltag zu bewältigen, gelangt aber super schnell an seine Grenzen und ist viel leichter mit allgemeinen, alltäglichen Dingen überfordert als sonst. Man fühlt sich taub und nicht mit seinem Umfeld verbunden. 


Ein klassisches und typisches Anzeichen dafür, dass man in diesem Zustand feststeckt ist die Überforderung mit eigentlich kleinen, unwichtigen Entscheidungen. Wie zB gibt es heute Pizza oder Nudeln ? Fange ich eine neue Serie an oder schaue ich einen Film ? Wenn schon diese einfachen Entscheidungen zu einer Herausforderung werden und dir gefühlt alle Energie aus dem Körper saugen, kann das bereits ein erstes Warnsignal sein, auch wenn man es einem vielleicht nicht anmerkt. Ein anderes Warnsignal kann sein, wenn du zB Arbeit, Familie und Pflichttermine gerade noch so bewältigt bekommst aber alles darüber hinaus, schaffst du nicht mehr. Du erledigst zB deine Arbeit, kochst für deine Familie, nimmst einen Arzttermin war aber wenn es darum geht etwas für dich zu tun, dich mit Freunden zu treffen, zum Sport zu gehen schaffst du es nicht mehr, da du kaum noch Energie übrig hast. 


Das jedoch häufigste Warnsignal und häufigster Begleiter des Functional Freeze Zustands ist der Autopilot. Tägliche Dinge und Aufgaben werden ganz automatisch erledigt, man kommt mit seiner regulären Routine durch den Alltag ohne über einzelne Schritte mehr oder genauer nachzudenken. Während man sich im Autopilot befindet, ist man nicht wirklich im hier und jetzt, nicht wirklich präsent. Somit auch nicht unbedingt emotional oder mental engagiert. Das Leben läuft im Autopilot wie in einem Film an einem vorbei. Kaum hat ein Tag angefangen, endet er auch schon wieder ohne dass man bewusst daran teilgenommen hat.

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